Kontakt
Spenden
Kontakt Suchen
Spenden

Auf den Punkt gebracht - Milieuüberschreitung in der Kita

Grafik: Rollenbilder einer "Guten Mutter" in den Delta-Milieus in Deutschland

Von Dr. Volker Klein - Soziale Milieus fassen Menschen zusammen, die sich in ihrer Lebensauffassung und Lebensweise ähneln. Sie haben eine ähnliche Grundorientierung, gemeinsame Werte, einen ähnlichen Lebensstil und die Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen Schicht im Sinne der Sozialen Lage.

Kitas haben in der Regel nicht nur Menschen aus einem oder aus wenigen Milieus, und das ist gut so. Sie können helfen, dass Kinder und Eltern aus verschiedenen Lebenswelten zusammen kommen. Das aber stellt alle Beteiligten vor Herausforderungen: Es braucht eine Offenheit und idealerweise sogar Neugier an der Andersartigkeit. So gibt es zum Beispiel ganz unterschiedliche Rollenbilder und ein jeweils ganz anderes Verständnis davon, was ein „guter Vater“ oder was eine „gute Mutter“ ist.

Wie oben in der Grafik dargestellt, ist eine „gute Mutter“ aus Sicht von Etablierten „Die Erziehungsmanagerin“ mit Aussagen wie: „Pausen zwischendurch sind wichtig, sonst wird das ganze Programm mit Klavier, Ballett und Reiten zu anstrengend und die Kinder verlieren die Lust.“

Aus Sicht der Bürgerlichen Mitte ist sie die „allzuständige Beschützerin und Förderin“ mit Aussagen wie: „Ich möchte nicht, dass mein Kind mit allen möglichen anderen Kindern spielt. Ich lese so ziemlich alles, was ich zum Thema Erziehung und Kinder in die Finger kriege. Man möchte ja nichts falsch machen.“

Aus der Perspektive von Benachteiligten ist eine „gute Mutter“ die Versorgungs-Mutti mit Aussagen wie: „Mein Sohn hat eine Playstation 4, einen Fernseher, einen PC, eine Kamera und ein Handy. Ich guck mir das mit der Super-Nanny an, wie die Kinder ausrasten. Da habe ich extra mein Kind dabei und sage: Guck mal, so nicht!“

Vor allem Eltern gehobener Milieus – aber zunehmend Eltern aus der Mitte – entscheiden sich bewusst, in welche Kita sie ihr Kind geben. Staatliche Einrichtungen haben aus ihrer Sicht oft ein schlechtes Image. Private sowie kirchliche Einrichtungen gewinnen an Attraktivität aufgrund ihrer Werteerziehung, ihrer reflektierten pädagogischen Ausrichtung und der Wertschätzung und individuellen Aufmerksamkeit für den Einzelnen. Damit steigt die Gefahr der Ausgrenzung von gesellschaftlichen Randgruppen.

Gerade die christliche Kita mit einer Wertschätzung für jeden Einzelnen als Geschöpf Gottes kann einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten. Es ist wichtig, dass Kinder aus allen Milieus nicht nur ihre eigene Lebenswelt kennen. Es braucht ein gegenseitiges Verstehen, eine Offenheit für die Andersartigkeit, Übersetzungsarbeit und einen Dialog auf Augenhöhe. Dann gelingt Milieuüberschreitung!

Weiterführende Infos: www.delta-sozialforschung.de
Interview über Milieu-Studien: Eltern und Kita-Fachkräfte: unterschiedliche Welten?