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Worte, Worte, Worte

Von Hartmut Hühnerbein

Es gibt sie, die vielen Worte. Zum Beispiel „Bio-Deutscher", "Klima-Terrorist", "Human-Kapital", "sozialverträgliches Frühableben“. 
Es gibt Worte und Unworte des Jahres, es gibt aufbauende Worte, niederschmetternde Worte. Es gibt Worte, die zu Missverständnissen führen und Worte, die Kriege auslösen. 

Was ist mein Wort des Jahres? Mein Wort ist Hoffnung. Nicht, weil mein Buch „Eine Handvoll Hoffnung schenken“ im Sommer des letzten Jahres erschienen ist, sondern weil es die tiefe Sehnsucht vieler Menschen ist. Schaut man auf die Kernwerte des Neuen Testaments, dann gelten die Demut, die Feindesliebe, die Vergebungsbereitschaft und die Hoffnung als Alleinstellungsmerkmal für die Christen.

Wenden wir uns jetzt einmal der Hoffnung zu. Hoffnung ist wie Sauerstoff. Wenn man keinen Sauerstoff hat, tritt der Tod durch Ersticken ein. Wenn ein Mensch keine Hoffnung hat, wird er lebensunfähig, weil er keine Perspektiven und keinen positiven Ausblick hat. Im Neuen Testament bezieht sich der Begriff Hoffnung oft auf die frohe Erwartung und das Vertrauen auf zukünftige Ereignisse, die Gott verheißen hat. Diese Hoffnung ist nicht nur ein vages Wünschen, sondern eine sichere Erwartung, die auf Gottes Treue beruht. 

Im Römerbrief heißt es: „Denn auf Hoffnung hin sind wir errettet worden. Eine Hoffnung aber, die gesehen wird, ist keine Hoffnung. Denn was einer sieht, wie kann er es noch hoffen? Wenn wir aber das hoffen, was wir nicht sehen, so erwarten wir es mit Geduld“. 

Die Hoffnung hat eine Schwester, das ist die Zuversicht. Zuversicht bezieht sich auf das feste Vertrauen in Gottes Verheißungen und das sichere Wissen, dass Gott für einen sorgt. Hier geht es um das Vertrauen und die Gewissheit, dass Gott anwesend ist und hilft, egal in welcher Situation. Der Hebräerbrief spricht oft von Zuversicht. Im Kapitel 10,35-36 heißt es: „Werft eure Zuversicht nicht weg, welche eine große Belohnung hat. Denn Ausdauer tut euch not, damit ihr den Willen Gottes tut und die Verheißungen erlangt“. 

Ein Christ hört den Begriff Zuversicht im Kontext von Glauben und Vertrauen auf Gott, basierend auf die biblische Verheißung und auf die Erfahrung von Gottes Nähe und Führung. Es ist ein festes Vertrauen darauf, dass Gott das Beste für jeden bereitet und hat somit eine starke spirituelle Komponente. 

Ein Humanist hört das Wort Zuversicht aber ganz anders. Zuversicht ist hier eher in der menschlichen Fähigkeit begründet, Probleme zu lösen und Fortschritt zu erzielen. Der Schwerpunkt liegt auf rationellem Wissen und der Verbesserungsfähigkeit der Menschen durch eigene Anstrengung und kollektives Handeln. 

Wenn ein Sozialist über Zuversicht nachdenkt, dann bezieht er sich auf die Fähigkeit einer Gemeinschaft, soziale Gerechtigkeit zu erreichen und solidarisch zu handeln. Es ist ein Vertrauen darauf, dass ein gerechtes, gleichberechtigtes System möglich ist durch gemeinschaftliche, wirtschaftliche und politische Aktionen. 

Auch wenn das hier sehr verkürzt dargestellt ist, beleuchtet jede Perspektive auf ihre Weise die fundamentale menschliche Eigenschaft, das Vertrauen auf eine positive Zukunft zu haben, ob durch göttlichen Beistand, menschlichen Verstand oder kollektives Handeln. Die Frage ist, wie jeder Einzelne es sieht. 

Und noch viel wichtiger ist für mich die Frage: Wie sehen es Mandatsträger, politisch Verantwortliche? Wenn ich um mich schaue, dann sind wir von sehr vielen verhaltensoriginellen Persönlichkeiten umgeben. Ob wir in die USA oder nach Russland schauen, in die Türkei oder in andere Länder. Alle würden wahrscheinlich von sich behaupten, dass sie Humanisten sind, Sozialisten, oder Christen. Und dennoch können Worte wie Hoffnung und Zuversicht in jedem Menschen eine eigene, ganz persönliche Färbung annehmen. 

Deshalb ist es wichtig, wie man es begründet. Habe ich eine begründete Hoffnung? Habe ich eine begründete Zuversicht? In dem Wort begründet steckt „Grund“ – was ist der Grund, die Basis meiner Hoffnung? Für Christen ist das Jesus Christus, für Vertreter von anderen Philosophien und Menschenbildern kann es etwas ganz anderes sein. Was uns aber miteinander verbindet, ist die Sehnsucht nach Hoffnung, die Sehnsucht nach Zuversicht. So wie wir auch alle eine Sehnsucht nach Frieden haben. Aber die Bedingungen, untern denen sich manche auf der Welt Frieden vorstellen, können sehr unterschiedlich sein. 

Fazit – es kommt nicht darauf an, dass wir Worte für das eine oder andere haben, ob die Schwestern Hoffnung und Zuversicht einträchtig in unserem Herzen versammelt sind. Sondern es kommt darauf an, wie wir Worte ins Leben bringen. 

Ingo Zamperoni beendet die Tagesthemen häufig mit den Worten: Und bleiben Sie zuversichtlich. Da mich sehr interessiert, wie er das meint, habe ich ihm geschrieben. 

Hier ist die Antwort der Tagesthemen Redaktion

„Selbstverständlich handelt es sich bei dem Wunsch „Bleiben Sie zuversichtlich“ an unsere ZuschauerInnen um keine „Phrase“, sondern um das Bedürfnis zu vermitteln, egal wie hoffnungslos uns die eine oder andere Nachrichtenlage auch erscheinen mag, wir positiv und eben zuversichtlich bleiben sollten. Wir leben in Deutschland, in einem Land mit vielen Möglichkeiten und Ressourcen, um die uns viele andere Länder beneiden, und allein für diesen glücklichen Umstand können und sollten wir auch sehr dankbar sein.“

Dankbarkeit ist eine Haltung, aber der Dank hat auch eine Adresse. Und welche ist Ihre? Gott?